Als erstes Land überhaupt und vor Deutschland, dem Mutterland der Parabellum-Pistole, bestellte die Schweiz die «Ordonnanzpistole Parabellum Modell 1900» im Jahr 1901 bei der DWM (Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken AG), ab 1903 wurde sie an die Armee ausgeliefert. Wie auch alle weiteren in der Schweiz bis 1947 in Verkehr gesetzten Versionen verwendet sie das Kaliber 7.65 Para und wurde auf Wunsch der Beschaffungskommission mit einer Handballensicherung ausgestattet.
Ab 1907 wurde von der DWM das leicht verbesserte Modell 1900/06 ausgeliefert, u.a. wurde dabei die bisher als Blattfeder ausgeführte Verschlussfeder durch eine Schraubenfeder ersetzt.
Während des ersten Weltkriegs war die DWM mit der Produktion für die Kaiserliche Armee ausgelastet und konnte keine ausländischen Aufträge annehmen, weshalb die Eidgenössische Waffenfabrik in Bern ab 1917 mit einer eigenen Lizenzproduktion begann. Bei den baugleichen Waffen wurde statt des DWM-Logos die Beschriftung «Waffenfabrik Bern» angebracht und sie laufen heute unter der Bezeichnung «Pistole 1900/06 W+F» resp. «Pistole 06 Waffenfabrik Bern» oder auch «Pistole 06/24». Die letztere Bezeichnung ist irreführend und sollte besser nicht verwendet werden. Im Gegensatz zu den Modellen 1900, 1900/06 und 06/29, deren Bezeichnungen jeweils dem Produktionsbeginn entsprechen, begann die Herstellung der «Pistole 06/24» wie bereits erwähnt im Jahr 1917 und sie wurde ab 1918 an die Armee abgegeben. «06/24» beruht offenbar auf einem Fehler in einer älteren Publikation, wenn schon sollte sie korrekterweise «Pistole 06/17» heissen.
Ab Ende der 20er-Jahre nahmen die Konstrukteure der Waffenfabrik Bern einige wesentliche Änderungen und Vereinfachungen vor, v.a. auch um die hohen Herstellungskosten zu senken. Zusätzlich wurden die Entriegelungskurve verbessert und einzelne Teile wie Gabel- und Griffstücke neu durch SIG in Neuhausen hergestellt. Die bisherigen Griffschalen aus Holz wurden zuerst durch solche aus rotem Canevasit und später wegen dessen Bruchanfälligkeit durch solche aus braunem resp. schwarzem Bakelit ersetzt. Unter der Bezeichnung «Ordonnanzpistole Parabellum 06/29 Bern» wurden von 1929 bis 1947 27'930 Exemplare für die Armee produziert, daneben weitere 1918 Privatausführungen, allesamt im Kaliber 7.65 Para.
Weitere Details sind in der sehr empfehlenswerten Publikation mit dem Titel «Die Geschichte der Parabellum-Pistole in der Schweiz» von Reinhard Kornmayer aus dem Jahre 1970 nachzulesen (http://swisschondro.ch/pdf/Die Geschich ... chweiz.pdf). Sehr interessant ist auch die vom selben Autor 1974 publizierte "Kleine Geschichte der Parabellum Pistole", die das ganze Spektrum der Parabellum auch ausserhalb der Schweiz abdeckt (http://swisschondro.ch/pdf/Kleine Gesch ... istole.pdf).
Wissenswertes zur Schweizer Parabellum-Pistole
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